06 November – 07 November 2023

Konferenz

Die Reichspogromnacht in Schwaben: 9.-11.11.1938
35. Wissenschaftliche Tagung zur Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben

Die Reichspogromnacht in Schwaben: 9.-11.11.1938
KONZEPTION UND LEITUNG
Dr. Peter Fassl, Heimatpfleger des Bezirks Schwaben i.R., Augsburg
VERANSTALTER
Heimatpflege des Bezirks Schwaben / Schwabenakademie Irsee 

Die Novemberpogrome 1938 begannen bereits am Abend des 7. November in Kassel, setzten sich am 8. November in der Umgebung fort und wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November zu einer allgemeinen, vom Regime angeordneten Aktion gegen Juden, jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen. 2.600 Juden wurden verhaftet, 207 wurden in Buchenwald, 185 in Dachau ermordet. 1.406 Synagogen wurden vollständig zerstört, etwa 7.500 Geschäfte, Wohnungen und Gemeindehäuser demoliert. In Schwaben wurden 319 Juden verhaftet und teilweise erst nach mehreren Monaten freigelassen.

Irmgard Hirsch-Erlund, damals 16 Jahre alt, berichtet über die Situation in Augsburg am 10. November 1938: „Ich wählte den breiten Weg über die Bürgermeister-Fischer-Straße / Maximilianstraße; die Annastraße dünkte mich zu eng. Ich brauchte nicht viele Schritte zu gehen, bevor es unter meinen Füßen klirrte. Pulverisierte Schaufensterscheiben bedeckten die Straße. Waren wurden aus den Läden herausgezerrt, lagen beschmutzt auf dem Trottoir oder wurden nach ängstlichen Blicken nach rechts und links schnell in Taschen geschoben oder in Mänteln versteckt. Diese Vorsicht wäre nicht nötig gewesen. SA-Leute standen vor den jüdischen Geschäften, z.B. vor dem Kaufhaus Schocken, den Schuhgeschäften Stein und Polatschek, um nur einige zu nennen. Sie sahen mit Wohlgefallen und in aller Ruhe zu.“

Die Pogrome bildeten zunächst einen Höhepunkt der antisemitischen Ausgrenzung und wirtschaftlichen Vernichtung der Juden. Zugleich stellten sie einen Wendepunkt dar. Die Juden waren jetzt Freiwild, man konnte sie in gewissen Grenzen berauben, ja gefahrlos misshandeln und töten. Viele nahmen an den Raubzügen teil. Der Schrecken und die Abscheu wohl der Mehrheit blieb leise und folgenlos. Die Beraubung, Demütigung, Misshandlung und Ermordung fand vor aller Augen statt. Die Aktionen in Stadt und Land verliefen unterschiedlich und zeitversetzt.

Die 35. Wissenschaftliche Tagung zur Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben versucht, einen Überblick über die Geschehnisse in ganz Schwaben zu geben. Sie will die zahlreichen ortsgeschichtlichen Studien und Beobachtungen zusammenführen.